ÖFEB Tagung Graz 2022 Pre-Conference
Das Programm der Pre-Conference ist hier abrufbar:
https://oefeb-graz-2022.at/wp-content/uploads/2022/10/Programm-PreConference_Detailprogramm_20220920.pdf
ÖFEB Tagung Graz 2022
Das finale Programm der ÖFEB Tagung ist unter folgendem Link einsehbar:
https://www.conftool.pro/oefeb-graz-2022/sessions.php
Folgende Keynotes und Diskussionen haben stattgefunden:
Podiumsdiskussion zum Thema „BILDUNGSFORSCHUNG IN UND FÜR ZEITEN DER VERÄNDERUNG“
- Dr.in Katharina Soukup-Altrichter (VRin für Lehre und Forschung der PH Oberösterreich)
- Prof.in Dr.in Sabine Reh (Humboldt-Universität zu Berlin)
- Sekt. Chef.in Mag.a Margareta Scheuringer (Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung)
- Markus Tomaschitz, MBA (HR Direktor der AVL List GmbH Graz)
Hochfliegende Hoffnungen und enttäuschte Erwartungen. Pädagogik und Schule im Blick der historischen Bildungsforschung
Prof.in Dr.in Sabine Reh (Humboldt-Universität zu Berlin)
Angesichts gegenwärtiger Krisen in der Welt und Verunsicherungen über die Art, wie wir in der Welt noch leben wollen und können, werden Hoffnungen in unser pädagogisches und schulisches Handeln gesetzt und in das Wissen, das uns die Bildungsforschung bereitstellen kann, um die junge Generation – richtig – auf das vorzubereiten, was sie erwartet, sie auf das einzustellen, was kommt, vielleicht flexibel zu sein, vielleicht solidarisch, um eine Welt zu schaffen, die wir für richtig halten.
Dieser Vortrag möchte keine neuen Hoffnungen wecken und gleichzeitig auch gegen Resignation ankämpfen. In einem Blick zurück in die Geschichte von Bildung und Erziehung, insbesondere in die Geschichte der Schule, soll gezeigt werden, wie es dazu kam, dass Pädagogik und Schule mit oft überbordenden Hoffnungen verbunden wurden und in welchem Zusammenhang in der Folge dann aber Krisenerfahrungen und Erwartungen an Pädagogik und Schule standen. Vor diesem Hintergrund sollen dann Hinweise auf bescheidene Ziele der Bildungsforschung geworfen werden.
Ausbildung bis 18 aus der Sicht der Teilnehmenden. Veränderungswünsche für inklusivere Übergänge in (Aus-)Bildungen
Univ.-Prof.in Mag.a Dr.in Veronika Wöhrer (Universität Wien)
Veränderungen in Bildungsinstitutionen sind wichtig, werden aber oft von den dort tägigen Pädagog*innen oder Leitungen initiiert und geprägt. Welche Veränderungen streben aber die Lernenden bzw. Teilnehmenden an?
In diesem Vortrag werden Vorgehensweisen und Erfahrungen aus dem Projekt „Co-Designing Citizen Social Science for Collective Action (CoAct)“[1] vorgestellt, in dem wir mit jungen Menschen gearbeitet haben, die sich in unterschiedlichen Maßnahmen der Ausbildung bis 18 befanden. Die Forschung wurde partizipativ durchgeführt, d.h. die Teilnehmenden bestimmten selbst die Forschungsfrage, die Erhebungs- und Auswertungsmethoden und führten die Forschung begleitet von erwachsenen Wissenschaftlerinnen durch. Die von den Jugendlichen und jungen Erwachsenen geforderten Veränderungen zielten insgesamt auf eine inklusivere Herangehensweise in Übergangsprozessen ab, auf mehr Anerkennung von und Rücksichtnahme auf u.a. rassistische Diskriminierung, psychische Krankheiten oder nicht-lineare Lebensläufe.
[1] finanziert von der EU Kommission im Rahmen von Horizon 2020
Diagnostik in der Primarstufenmathematik –
Entwicklung und Erprobung von Diagnoseinstrumenten zur Identifizierung früher mathematischer Defizite
Prof. Mag. Dr. rer. nat. Karl-Heinz Graß (Pädagogischen Hochschule Steiermark) und
Prof. Mag. Dr. Robert Schütky (Private Pädagogische Hochschule Augustinum)
Die Motivation für die Entwicklung von Diagnoseinstrumenten zur Erkennung mathematischer Defizite im Vor- und Grundschulalter ist einerseits die prädiktive Wirkung dieser frühen Kognitionen auf zahlreiche spätere mathematische Inhaltsbereiche und andererseits die Effizienz frühzeitiger Förderung, deren Voraussetzung eine differenzierte Diagnostik ist.
Diese Erkenntnisse kombiniert mit der Tatsache, dass in Österreich am Ende der Pflichtschulzeit 22 % der Schüler*innen in Mathematik als besonders leistungsschwach gelten, führt zur Frage, wie solche Diagnoseinstrumente konzipiert sein müssen. Dieser Frage wird im Vortrag durch die Präsentation zweier von uns entwickelter Diagnoseinstrumente zu den zentralen fachlichen Konzepten „Arithmetik“ und „Größen“ nachgegangen. Dabei wird im ersten Teil des Vortrags ein digitales Instrument zur Erfassung der arithmetischen Kompetenzentwicklung vorgestellt, während sich der zweite Teil mit einem Programm zum Inhaltsbereich Größen beschäftigt.
Teil 1: DNA (Digital Numeracy Assessment)
Aus den Ergebnissen kognitionswissenschaftlicher und fachdidaktischer Studien der letzten 20 Jahre ist bekannt, dass sowohl domänenspezifische (Zahlen- und Mengenverständnis) als auch domänenübergreifende (Arbeitsgedächtnis) Fähigkeiten zur arithmetischen Kompetenzentwicklung beitragen. Mit dem DNA wird ein computergestütztes Verfahren vorgestellt, das zum Ziel hat, die mentalen Fähigkeiten der numerischen und arithmetischen Kompetenzentwicklung durch verschiedene Aufgabenformate reliabel und valide zu erfassen. Im Vortrag werden die neuro- und kognitionswissenschaftlichen Hintergründe skizziert, die Aufgaben sowie das Tool exemplarisch vorgestellt und erste Pilotierungsergebnisse referiert.
Teil 2: Straße der Maße
International herrscht breite Einigkeit darüber, dass Größen bzw. der Umgang mit ihnen und ihre Messprozesse wichtige elementare mathematische und wissenschaftliche Kompetenzen darstellen, die allerdings offenbar nur wenig gelernt zu sein scheinen. Dies ist umso problematischer, als ein schwaches Erlernen von Größen – insbesondere der konzeptuellen Prinzipien, die den Messverfahren zugrunde liegen, die Fähigkeit der Schüler*innen beeinträchtigt, fortgeschrittenere mathematische und wissenschaftliche Inhalte zu erlernen und zu verstehen. Im Rahmen des Vortrags wird ein bereits entwickeltes reliables und validiertes Testinstrumentarium für Größen und Maße und seine Implementierung im Unterricht über eine Fortbildungsreihe für Lehrpersonen vorgestellt.